(Dieser Text ist zuerst auf dem Blog des Studiendekanats Lehrer*innenbildung der Universität Göttingen am 19.05.2021 veröffentlicht worden).
Studierende der Georg-August-Universität führen mit einem Workshop das “Medienscout-Projekt” für die Schüler*innen im achten Jahrgang der Thomas-Mann-Schule Northeim ein.
Vier Studierende der Georg-August-Universität Göttingen haben am 05.05.2021 unter der Leitung von Torben Mau, Lehrbeauftragter für das Praxisprojekt #DigitaleBildung, einen Workshop an der Thomas-Mann-Schule in Northeim durchgeführt. Der Workshop wurde mithilfe der Videokonferenzplattform BigBlueButton komplett digital abgehalten und bestand aus insgesamt 8 teilnehmenden Schülerinnen der achten Klasse und zwei Lehrer*innen.
Ziel dieses Workshops war es, das Praxisprojekt einzuleiten, welches im Rahmen des Kurses “Praxisprojekt #DigitaleBildung: Jugendliche Medienscouts ausbilden“ von den Göttinger Studierenden entwickelt wird. Im Rahmen des Praxisprojektes soll ein Teilbaustein der Medienscout-Ausbildung der Jugendlichen von den Studierenden gestaltet werden.
Was sind Medienscouts?
Als ausgebildete Medienscouts sind diese Schüler*innen in der Lage, mithilfe ihrer neu erworbenen digitalen Kompetenzen ihren Mitschüler*innen bei technischen Fragen zur Seite zu stehen. Dazu zählt die Bedienung der digitalen Endgeräte, jedoch soll der Großteil des Fokusses auf die bewusste und reflektierte Nutzung des Internets liegen.
Es gehe darum, sich digitale Kompetenzen zu erarbeiten, das digitale Bewusstsein der Auszubildenden Medienscouts zu fördern und langfristig zu sichern. Somit wird die Gruppe von zukünftigen Medienscouts, schrittweise an relevante Risikobereiche wie Datenschutz, Cybermobbing, Gefahren von Social Media etc. herangeführt, um es ihnen schließlich zu ermöglichen, ihre Mitschüler*innen zu diesen Themen zu beraten.
Der besondere Ausgangspunkt auf dem die Arbeit der zukünftigen Medienscouts beruht, ist der “Peer-to-Peer” Ansatz. Somit sind es die jugendlichen Medienscouts, welche ihre Mitschüler*innen auf der gleichen Augenhöhe über Risikobereiche des Internets aufklären. Das resultierende Wegfallen der institutionsbedingten Machtasymmetrie zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen führt dazu, dass eine niedrigere Hemmschwelle herrscht, um gewisse Probleme und Fragen anzusprechen. Auch fördert die interne Arbeit und Kommunikation unter den Schüler*innen, die Teamfähigkeit, Kreativität und die Weiterentwicklung des Verantwortungsbewusstseins sowie das Verständnis für demokratische Prozesse.
Ablauf des Workshops
Am 5.5.2021 begann der Workshop mit einer anfänglichen Vorstellungsrunde zwischen Lehrenden, Studierenden und Schüler*innen, gefolgt von einem inhaltlichen Impuls mit der konkreten Frage “Was sind Medienscouts”, verpackt in einem Videovortrag von Hannah Röwer & Tisa Linke.
Projektleiter Torben Mau stellte daraufhin das zukünftige Vorgehen für das gesamte Projekt vor, veranschaulicht durch eine interaktive H5P Advanced Organizer Abbildung.
Die Meinungen und Interessen der Schüler*innen bestimmen den Verlauf des Medienscout-Projektes.
In der von Mattes Campen geleiteten inhaltlichen Erarbeitungsphase dieses Workshops sollten die Schüler*innen nach dem “Think-Pair-Share” Prinzip in Einzelarbeit Interessengebiete ausarbeiten, diese mit einem*r Partner*in besprechen, um die zwei besten Ideen aus der Partnerarbeit letztendlich im Plenum vorzustellen. Die konkrete Leitfrage, welche diese Arbeitsphase bestimmte war: “Wo siehst du an der Schule und bei dir selbst und deinen Mitschüler*innen zentrale Probleme, aber auch Chancen im Bereich Mediennutzung?”
Die Ergebnisse der Schüler*innen wurde mithilfe von Karteikarten auf der Plattform “Oncoo” festgehalten und bildeten die Basis für den nächsten Schritt, bei dem die Schüler*innen mögliche Medienscout Projektideen konzipieren sollten. Es ließ sich feststellen, dass es ein überwiegendes Interesse an den Themen “Cybermobbing” und “Risiken von Social Media” vorhanden war. Auch wollen sich die Medienscouts mit der praktischen Handhabung und Bedienung von neuen digitalen Werkzeugen wie dem iPad auseinandersetzen.
Außerdem wurde vorgeschlagen, eine Sprechstunde zu etablieren, bei der andere Mitschüler*innen die Möglichkeit haben, sich Hilfe bei digitalen Fragen und Problemen einzuholen.
Für alle Beteiligten ist die Nachhaltigkeit des Medienscout Projekts ein wichtiges Anliegen.
Denn auch nach vollendeter Zusammenarbeit mit den Studierenden wollen sich Medienscouts & Lehrkräfte weiterhin mit neuen relevanten Themen der digitalen Welt beschäftigen, um immer up to date zu bleiben, dieses Wissen an die Mitschüler*innen weiterzugeben und auch die schulinterne Ausbildung der nächsten Medienscouts zu garantieren.
Um die Nachhaltigkeit der Maßnahme zu ermöglichen, soll gemeinsam mit weiteren Schulen aus der Region eine Bewerbung für das Projekt Medienscouts Niedersachsen des Niedersächsischen Landesinstituts für Qualitätsentwicklung (NLQ) eingereicht werden.
Im kommenden Schuljahr kann so bei erfolgreicher Bewerbung im Anschluss an das Praxisprojekt eine weiterführende Medienscout-Ausbildung sichergestellt werden.
Das Projekt “Medienscouts ausbilden” des NLQ
Das Projekt wird gemeinsam von NLM und NLQ seit 2018/2019 durchgeführt und hat zum Ziel, an Schulen Peer-Beratungsstrukturen zu schaffen. Innerhalb dieser Beratungsstrukturen sollen sich die Schüler*innen zu Problemen im Online-Verhalten austauschen. Das Projekt ist so angelegt, dass die Medienscouts ein Jahr lang intensiv von Medienpädagog*innen des NLQ betreut und ausgebildet werden und sie daraufhin über mindestens ein Jahr eine AG an ihrer Schule anbieten sollen. Die teilnehmenden Schulen verpflichten sich zu Beginn des Projektes zu einer zweijährigen Teilnahme, nach diesen zwei Jahren ist die Weiterführung dann freiwillig. In der Regel machen die Schulen auch nach den zwei Jahren weiter und auch die Medienscouts führen ihre Arbeit häufig fort, beispielsweise als “Senior Scout” oder außerhalb der eigenen Schule vernetzt bei www.juuuport.de/beratung.
Die Göttinger Studierenden haben mit dem Workshop am 05.5.2021 somit den ersten Grundstein für die künftige Zusammenarbeit und Ausbildung der ersten Medienscouts an der Thomas-Mann-Schule in Northeim gesetzt.